Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


 

Falstaff Champagner-Gala im Palais Niederösterreich

Dom Pérignon hätte seinen Spaß gehabt

Unter den prächtigen Fresken von Leopold Kupelwieser (Odoaker mit seinem Gefolge vor dem Hl. Severin) im ehemaligen Sitzungssaal des Landhauses in Wien gaben sich die besten Champagner Frankreichs das heurige Stelldichein. Häuser mit klingenden Namen, mit dabei Champagne Deutz, Veuve Clicquot, Roederer oder Nicolas Maillart, boten prickelnde Köstlichkeiten wie Brut Excellence, Cuvée Tradition Brut, Cuvée Royale Brut Vintage 2002 oder Esprit Rosé großzügig zur Verkostung.

 

Der noble Touch des historischen Ambientes und die unbestrittene Qualität der präsentierten Champagner ergänzten einander zu einem wahren Fest, eben der längst legendären Falstaff Champagner-Gala. Sie war vom engagierten Fußvolk der Weinkultur ebenso frequentiert wie vom interessierten Fachpublikum oder der Prominenz, allen voran Josef Pleil, Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes.

Zu verdanken haben wir dieses Vergnügen an sich einem französischen Benediktinermönch. Pierre Pérignon, genannt Dom Pérignon (1638-1715), wird die Erfindung des Champagners zugeschrieben, wenngleich er für Historiker lediglich als einer von vielen gilt, die im 18. Jahrhundert die Champagnermethode entwickelten. Wie auch immer, die Champagne war seit den Römern bevorzugtes Weinbaugebiet. Im 9. Jahrhundert waren ihre (stillen) Weine weithin berühmt und nunmehr sind sie durch eben „den Champagner“ der Begriff für den edelsten aller Schaumweine schlechthin.


Wie die anregenden Bläschen, pro Flasche sind es angeblich 47 Millionen, in den Wein kommen, also die berühmte méthode champegnoise, dürfte gemeinhin bekannt sein. Wer sich dennoch eingehender dazu informieren will, dem darf das Buch

Champagner Guide von Richard Juhlin

(erschienen bei List Medien AG, 2009) ans Herz gelegt werden

(Titel anklicken!).

 

Perrier-Jouët feiert 200 Jahre höchste Champagner-Kunst

Lebendiges Champagner-Erbe

Es konnte nur der 21. März 2011 sein, der erste Frühlingstag, um im Haus Perrier-Jouët 200 Jahre lebendiges Champagner-Erbe gebührend zu feiern. Pierre-Nicolas Perrier und Marie-Adele Jouët hießen die Gründer. Unter der Leitung ihres Sohnes Charles wurde die Firma erfolgreich, sosehr, dass Perrier-Jouët noch nach dieser langen Zeit zu den bedeutendsten Champagner-Häusern der Welt zählt.

Fotos © Perrier-Jouët

Anlässlich des rauschenden Festes in Paris wurde genussvoll in die Vergangenheit geblickt, vor allem auf eine ungebrochene Tradition höchster Qualität, die allen Zeiten getrotzt hat. So stellt Perrier-Jouët seit 1854 einen trockenen Champagner her, den ersten Brut-Champagner überhaupt. Auftraggeber war niemand Geringerer als Queen Victoria von England.

 

 

Die große Welt verbindet den Namen Perrier-Jouët aber mit Belle Époque. 1970 war dieser Prestige-Champagner, erster Jahrgang 1964, auf den Markt gebracht worden, nachdem er 1969 im Café de Paris (Monaco) unter dem Ehrenschutz von Fürstin Gracia Patricia präsentiert worden war. Seinen Namen verdankt er Michel Budin, der die Firma bis 1980 geleitet hat. Er verband seine Liebe zum Jugendstil mit der Persönlichkeit des Champagners und ließ die Flaschen mit Blumen verzieren, und zwar mit Anemonen, in deren Zeichen die Gründer einst geheiratet hatten und die zum Emblem des Hauses Perrier-Jouët geworden waren.

Maison Perrier-Jouët © Camille Malissen

Pack RP Magnum 1998 © Camille Malissen

Mit Arshams Werk wurde eine Klammer über die Zeiten gelegt, von den ersten Tagen des Hauses, über den Jugendstil zur Gegenwart. Kostbarer Inhalt des Diptychons ist der Bi-Centenaire, der Jubiläums-Champagner. Seine Auflage beträgt exklusive 100 Stück. Sie sind entweder über spezielle Quellen (Anfrage bei Pernot Ricard) um würdige € 10.000,- zu erwerben oder werden im Hause Perrier-Jouët selbst wie ein Orden als Ausdruck besonderer Gastfreundschaft verliehen.

1906 hatte der französische Glaskünstler Émile Gallé eine solche Blume für Perrier-Jouët entworfen. Sie blieb aber für 60 Jahre im Archiv verschwunden und wurde erst von Budin wieder entdeckt. Mit ihr entsprechen Inhalt und Äußeres der Stimmung dieser verspielt-eleganten Epoche, der 1990 bei Perrier-Jouët sogar ein eigenes Museum gewidmet wurde. Vor allem in Amerika fand Perrier-Jouët Belle Époque als Sinnbild stilvollen Feierns großen Anklang und damit verbunden reißenden Absatz. Jahrgang 1985 des Belle Époque Rosé wurde bei der Millenniumsverkostung überdies zum besten Rosé aller Zeiten gewählt.

Pierre-Nicolas Perrier

Charles Perrier

Kellermeister Hervé Deschamps © Camille Malissen

Derzeit ist Kellermeister Hervé Deschamps, der erst siebente Kellermeister in der Geschichte von Perrier-Jouët, durch sorgsame Auswahl der Ernte verantwortlich für die Kapazität einer exzellenten Reifung und für die Wahrung des klassischen Stiles. Die Betonung liegt dabei auf dem Chardonnay.

 

 

Höhepunkt des Jubiläums-Abends war die Enthüllung des Geburtstagsgeschenks, einer Skulptur des amerikanischen Künstlers Daniel Arsham. Durch die Architektur dieses Diptychons werden Blicke auf den Champagner, den sie umgibt, gewährt. Sie verkörpert damit das Wesen und die Philosophie dieses Champagners, so Daniel Arsham, und sein eigenes Universum. Die ursprüngliche Inspiration lieferten ihm die Weine von Perrier-Jouët und die Keller des Hauses, das Vorbild zur vollendeten Form fand er in der Blüte der Anemone.

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